Leserbrief

Deutsche

Medizinische Wochenschrift

Schriftleitung: F. Grosse-Brockhoff, Düsseldorf  F. Kümmerle, Mainz

R. H. Rosie, Stuttgart . Georg Thieme Verlag, Stuttgart

  101. Jahrgang                   Stuttgart, 26. März 1976               Nr. 13, Seite 516

LESER-ZUSCHRIFTEN

Behandlung der pulmonalen Sarkoidose

Zum Beitrag von C. D. Bloedner, diese Wochenschrift 101 (1976), 86

 

Die Stadieneinteilung der Sarkoidose nach Wurm geht vom Röntgenbild aus. Nach Untersuchungen von Eule aus der DDR ist auch beim Stadium I das Lungenparenchym immer beteiligt. Das Ziel einer Therapie bei der Sarkoidose ist sicher, Fibrosierungen zu verhindern. Mit Corticosteroiden geht das aber nicht, wie jeder, der sich mit einer Langzeitüberwachung von Sarkoidose-Patienten beschäftig, bestätigen wird. Corticosteroide haben nur eine suppressive Wirkung auf das Granulom, aber keinen Einfluss auf fibrotische Veränderungen. Wir sind sogar der Meinung, dass die fibrotische Veränderungen häufiger während einer Corticosteroid-Behandlung auftreten, da der Selbstheilungsmechanismus bei dieser Behandlung verzögert wird. Es ist allgemein bekannt, wie gering die fibrotischen Veränderungen bei den akuten Verlaufsformen der Sarkoidose sind; das heißt, je schneller die Spontanremission, desto geringer die fibrotischen Veränderungen. Die Corticosteroid-Therapie ist bei der Sarkoidose nur in seltenen Ausnahmefällen gerechtfertigt, und man sollte endlich aufhören, sie als Therapie der Wahl immer wieder aufzuführen.

Selbst bei den Rheumatologen steht sie heute nicht mehr an erster Stelle einer Langzeitbehandlung, weil die Nebenwirkungen zu gravierend sind. Es ist eine symptomatische Therapie; doch es müssen bei der Sarkoidose erst mal Krankheitssymptome vorhanden sein. Ein paar Schatten auf dem Röntgenbild oder vergrößerte Hiluslymphknoten sind unserer Meinung nach keine Indikation, auch wenn sie

angeblich progressiv verlaufen. Durch die Größenzunahme der Granulome, die dann röntgenologisch erfassbar werden, wird ein progressiver Verlauf vorgetäuscht. Auch eine einjährige Beobachtung ohne Rückbildung des Lungenbefundes ist keine Indikation zur Corticosteroid-Behandlung. Selbst nach scheinbar unverändertem symptomlosen Befund über Jahre, kommt es plötzlich zur Ausheilung. Die Granulome haben dann die auslösende Ursache verarbeitet, dass heißt unschädlich gemacht und bilden sich spontan zurück. In diesen Fällen ist nicht mit einem Rezidiv zu rechnen. Dagegen zeigen die Scheinheilungen unter der Corticosteroid-Behandlung – selbst nach zehnjähriger Dauertherapie – fast regelmäßig Rezidive, da dieser Selbstheilungsmechanismus verhindert worden ist.

Die Behandlungsresultate sollten daher von denen beurteilt werden, die die Patienten unter Langzeitkontrolle haben und nicht von Kollegen aus Krankenhäusern oder Kurkliniken, die die Patienten nur einige Monate sehen. Der größte Teil der Sarkoidose-Patienten braucht unserer Meinung nach keine längere stationäre Beobachtung oder gar Kuraufenthalte. Der Befund sollte nur stationär histologisch gesichert werden und durch Lungenfunktionsuntersuchungen der Anfangsbefund festgehalten werden, damit nach Beendigung der Therapie Funktionsausfälle verifiziert werden können. Nach unseren Erfahrungen bei Langzeitbeobachtungen bei über 600 Sarkoidose-Patienten in 12 Jahren hat das Chloroquin (Resochin®) oder D-Penicillamin eine gute Wirkung auf die fibrotischen Veränderungen bei der Sarkoidose. Die von uns durchgeführte immunologische Therapie – auch Umstimmungsbehandlung genannt – nach Berdel aktiviert den Selbstheilungsvorgang und ist völlig gefahrlos. Die positiven Resultate bei 341 abgeschlossenen Behandlungen liegen deutlich über den von Corticosteroid-Behandlungen mitgeteilten Zahlen. Cholecalciferol (Vigantol®) ist bei der Sarkoidose kontraindiziert. Triaziquon (Trenimon®) oder andere Immunsuppressiva sind bei den meist jüngeren Patienten abzulehnen.

 

Dr. H. Breyne

Krankenhaus der LVA Hamburg in Großhansdorf

2070 Großhansdorf, Wöhrendamm 80

Hier handelt es sich um eine wortgetreue Abschrift des Originalleserbriefes, der nur in seiner grafischen Darstellung verändert wurde!