Therapie

Leider ist es erschreckend, wie schnell heute noch von Ärzten Cortisonpräparate bei Sarkoidose verschrieben werden.

Selbst in Selbsthilfegruppen und Internetforen wird die frühe Einnahme von Corticosteroiden befürwortet und mit dem sofortigen Abklingen der Beschwerden (Gelenkschmerzen etc.) eine angebliche Heilung verbunden.

Dabei sind die meisten Patienten sich wegen mangelnder Aufklärung nicht im Klaren, dass Cortison lediglich die Symptome der Sarkoidose (…und damit die Selbstheilung) bekämpft bzw. unterdrückt.

Hierbei kommt es also lediglich zu einer Scheinheilung. Diese wird jedoch selbstverständlich von dem Einnehmenden als angenehm empfunden, da die teilweise sehr belastenden Sarkoidosesymptome abklingen.

Neuesten Studien und Untersuchungen zufolge kommt es bei der Medikation mit Corticosteroiden zu einem deutlich verlängerten (!) Krankheitsverlauf, wobei es auch nach langjähriger Cortisontherapie zu einem Rezidiv kommen kann, der dann dasselbe Stadium zeigt, wie bei der Anfangsdiagnose.

Die in den meisten Fällen eintretenden einschneidenden Nebenwirkungen der Corticosteroide übersteigen jedoch in den meisten Fällen die Symptome der Sarkoidose und daher ist diese Therapie mehr als fragwürdig.

Die Corticosteroidtherapie ist bei der Sarkoidose nur in seltenen Ausnahmefällen gerechtfertigt und man muss aufhören, diese Form der Therapie so leichtfertig zu verschreiben.

Teilweise ist zu beobachten, dass Betroffene auf eigenen Wunsch eine Cortisontherapie beginnen, da sie von ihren behandelnden Ärzten nicht genügend informiert wurden und sich in Informationsforen mit Schwersterkrankten vergleichen, bei denen eine Cortisontherapie  notwendig ist.

Vom 17. bis 20. Mai 1992 fand in Miami ein Ärztekongress statt. Im Rahmen dieses Kongresses gab es auch eine Sitzung zum Thema Sarkoidose. Die damals getroffenen Feststellungen sind bisher durch keine weiteren wissenschaftlichen Erkenntnisse erweitert worden und dürfen also als derzeitiger Wissenstand zum Thema Sarkoidose betrachtet werden.

Die Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse geschah durch  Prof. Dr. med. K. Lanser (Kreiskrankenhaus Brunsbüttel) 

Hier die wichtigsten Passagen:

1. Es gibt keine neuen Erkenntnisse zur Entstehung und Auslösung der Sarkoidose.

2. Die Sarkoidose wird NUR durch die feingewebliche Untersuchung nachgewiesen.

3. Die Frage der Aktivitätsbeurteilung der Sarkoidose ist weder durch das Röntgenbild oder die Lungenfunktion noch durch die bekannten Werte aus Blutuntersuchugnen (ACE, Lysozym, Neopterin, löslicher Interleukin-2-Rezeptor usw.) alleine möglich, ebenso nicht nach BAL.

4. Aus KEINEM der Untersuchungsergebnisse ist eine Indikation zur Behandlung abzuleiten.

5. Die Cortisonbehandlung ist mehr als fraglich. Sie wird nur noch für kurze Zeit (2 -3 Monate) bei Beschwerden oder bei vitaler Bedrohung an lebenswichtigen Organen wegen fehlender anderer Behandlungsmöglichkeiten empfohlen. Veränderungen im Röntgenbild, Erhöhung der Blutwerte oder geringe Einschränkung der Lungenfunktion sind keine zwingenden Indikationen zur Therapie.

6. Eine Langzeitbehandlung mit Cortison über den angegebenen Zeitraum hinaus wird nicht mehr empfohlen.

7. Andere medikamentöse Behandlungsmaßnahmen haben bisher keinen überzeugenden Erfolg gebracht.

Die Kritik an der Cortisontherapie ist jedoch keinesfalls neu.

In einem Leserbrief an die Deutsche Medizinische Wochenschrift äußerte sich bereits 1976 (!) Dr. med. H. Breyne sehr kritisch über die Cortisontherapie.

Dr. med. H. Breyne ist ein Gegner der Cortisontherapie geblieben und verfügt als Lungenfacharzt mittlerweile über 30 Jahre Erfahrung in der Behandlung der pulmonalen Sarkoidose, der er sich bereits in den 70er Jahren als Arzt in der Lungenfachklinik Großhansdorf (bei Hamburg) angenommen hat.